Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit
Südniedersachsen 1939-1945
Die
Geschichtswerkstatt
Duderstadt ist an
einem internationalen
EU-Projekt zur
Zwangsarbeit im Natio-
nalsozialismus beteiligt.
Dabei handelt es sich
um eine Fallstudie über
Südniedersachsen. In
Form einer Wander-
ausstellung wird die Zwangsarbeit in der Region dargestellt.
Weitere nationale Projektpartner sind die Geschichtswerkstatt
Göttingen e.V., die Fachhochschule Hannover und das Institut
für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Erlangen-
Nürnberg. Sie arbeiten zusammen mit der Fundacja Polsko-
Niemieckie Pojednanie/ Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung
in Warszawa/ Polen, der Stichting Deportatie Oktober 1944
Noord en Midden Limburg in Helden/ Niederlande dem Istituto di
Storia Contemporanea „Amato Peretta”, Como/ Italien. Damit
sind internationale Partner aus einigen Heimatländern von
ehemaligen Zwangsarbeitenden ebenso in das Projekt
eingebunden. Das Projekt umfasst Forschungsaktivitäten,
Interviews, multimediale Präsentationen, die Erarbeitung der
Ausstellung, einen Katalog und einen Internetauftritt.
Die mobile Ausstellung dokumentiert in dreizehn thematischen
Abschnitten die Lebensschicksale von Männern und Frauen aus
verschiedenen europäischen Ländern, die zwischen 1939 und
1945 zur Zwangsarbeit nach Südniedersachsen gebracht
wurden. So wird die Geschichte der Zwangsarbeit als einem
Verbrechen gegen die Menschlichkeit allgemein und zugleich in
ihren lokalen Bezügen dargestellt, und zwar mit dem Ziel, den
Besuchern der Ausstellung einen Zugang zu diesem Bereich
regionaler Geschichte anzubieten.
Nach der sehr erfolgreichen Erstpräsentation in der Lokhalle in
Göttingen (15.1.-14.2.2010) wird die Ausstellung seit dem
16.5.2010 in Räumen der ehemaligen Kurhessenkaserne in
Hann. Münden gezeigt. Weitere Ausstellungsstationen in
Südniedersachsen werden folgen, darunter die Berufsbildenden
Schulen II in Göttingen (16.8.-10.9.2010) und im Anschluss in
Duderstadt.
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit -
Südniedersachsen 1939-1945
Pressemitteilung vom 4. März 2010
Wanderausstellung zur NS-Zwangsarbeit in Südniedersachsen
Veranstalter ziehen positive Bilanz der ersten Station
Die Veranstalter der Wanderausstellung „Auf der Spur
europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“, die
in der Zeit vom 15.1. bis zum 14.2. in der Göttinger Lokhalle
präsentiert wurde an der auch die Geschichtswerkstatt
Duderstadt beteiligt ist, ziehen eine ausgesprochen positive
Bilanz der ersten Ausstellungsstation. An 24 Öffnungstagen
kamen über 3.000 Besucher, darunter 31 Gruppen jeden
Schultyps sowie aus der Berufs- und Erwachsenenbildung und
andere Interessengruppen. Die zwölf pädagogischen Führungen
stießen auf ein lebhaftes Interesse und die Resonanz auf die
fünf öffentlichen Führungen war sehr groß.
„Besonders erfreut sind wir darüber, dass wir eine große
Bandbreite an Besucherinnen und Besuchern von etwa 12 bis zu
über 90 Jahren erreicht haben, die sowohl aus der Stadt als
auch vom Land kamen und deren Herkunft und soziale Stellung
sehr unterschiedlich waren“, sagt Lisa Grow vom Mitveranstalter
Geschichtswerkstatt Göttingen. „Genau solch ein Publikum hatte
sich die internationale Projektgruppe bei der Vorbereitung
gewünscht.“ Den weitesten Anreiseweg hatten Besucher aus
Flensburg, Heidelberg und aus den Niederlanden.
Lebendige Geschichte
Die Ausstellung machte mit ihren biographischen Porträts und
der regionalen Verortung Geschichte lebendig. Die vielen
Rückmeldungen, welche die Veranstalter von den
Ausstellungsbesuchern erhielten, waren, von einer Einzelstimme
abgesehen, durchweg positiv. „Täglich gab es rege Diskussionen
mit den Aufsichtspersonen, Geschichten wurden ausgetauscht,
historische Dokumente und Briefe vorbeigebracht“, berichtet Lisa
Grow. So schuf die Ausstellung in wenigen Wochen neue
Kontakte und Vernetzungen unter den Bürgern. „Wir würden uns
sehr freuen, wenn alle jene, die uns Dokumente, Bilder und
Briefe gezeigt haben oder noch Neues berichten möchten, sich
bei der Geschichtswerkstatt Göttingen (Tel. 485844) meldeten,
damit wir den Kontakt zu ihnen aufnehmen können.“ Großes
Interesse zeigten die Besucher auch an den audio-visuellen
Präsentationen, in denen ehemalige Zwangsarbeitende aus
ihrem Leben berichten. Einzelne Besucher wie z. B. Jan
Janssen, der mit seinen beiden Söhnen aus den Niederlanden in
der Hoffnung angereist war zu lernen, wo sein Vater
Zwangsarbeit hatte leisten müssen, erfuhren hier sogar mehr
über das Schicksal ihrer eigenen Familie.
Literatur:
Guiseppe Chiampo:
Überleben mit Stift und
Papier. Aus dem Tage-
buch eines Italienischen
Militärinternierten im
Zweiten Weltkrieg in
Hilkerode/Eichsfeld.
Herausgegeben für die
Geschichtswerkstatt
Duderstadt von Günther
Siedbürger, Göttingen
2004, 214 S.,15 €.
Götz Hütt: Die Geschich-
te und Nachgeschichte
des Außenlagers
von Buchenwald in
Duderstadt,
2005, 132 S., 8,90 €.
Götz Hütt (Hrsg.):
Lebensgeschichtliche
Interviews mit ehemali-
gen Häftlingen des KZ-
Außenlagers Duder-
stadt, 2011, 132 S.,
12 €.
Günther Siedbürger:
Zwangsarbeit im Land-
kreis Göttingen 1939 -
1945. Herausgegeben
vom Landkreis
Göttingen, Duderstadt
2005.